Der Sommer bringt uns wie gewohnt grosse sportliche Ereignisse: Wimbledon, die World University Games (Sommer-Universiade) Rhein-Ruhr und die UEFA-Fußball-Europameisterschaft der Frauen in der Schweiz. Doch jenseits des Rasens und der Laufbahnen tobt ein anderer Wettbewerb – der Einzelhandel steht mitten in einem der härtesten Märkte seit Jahrzehnten. Während die wirtschaftlichen Nachwirkungen der globalen Energiekrisen, gestiegene Lebenshaltungskosten und geopolitische Spannungen die Verbraucher vorsichtig stimmen, kämpfen Einzelhändler erbittert um deren Aufmerksamkeit.
Ein harter Sommer für den Einzelhandel
Der Wettbewerb im Einzelhandel war selten intensiver. Zwischen Benzinpreisen, Inflation und Lieferkettenproblemen stehen viele kleine und mittlere Geschäfte unter Druck. Kund:innen überlegen sich jeden Kauf doppelt, achten auf Angebote und suchen nach echtem Mehrwert. In diesem Umfeld ist es entscheidend, nicht aufzugeben, sondern kreativ zu werden.
Pop-up-Stores sind eine dieser kreativen Antworten. Temporäre Geschäfte, die blitzschnell auf Plätzen, in Einkaufszentren oder leerstehenden Ladenlokalen auftauchen. Sie bieten nicht nur Produkte, sondern echte Erlebnisse – und damit genau das, was Konsumenten in einer übersättigten Konsumwelt suchen: Inspiration, Interaktion und das gewisse Etwas.
Pop-ups funktionieren – und das nicht nur auf dem Papier
Eine neue Umfrage von Google zeigt: 49 % der Marken, die Pop-up-Shops getestet haben, berichten von Umsatzsteigerungen. 52 % registrierten eine gestiegene Sichtbarkeit im Markt, 68 % ein erhöhtes Markenbewusstsein und fast 50 % konnten ihre Social-Media-Engagements signifikant verbessern.
Ein Beispiel aus dem Frühjahr 2025: Der französische Kosmetikhersteller L’Atelier Botanique setzte in Lyon, Marseille und Toulouse auf temporäre Stores. Kund:innen konnten vor Ort natürliche Pflegeprodukte probieren, Mini-Workshops zur Hautanalyse besuchen und sich direkt beraten lassen. Durch den QR-Code am Eingang wurden Besucherdaten DSGVO-konform erfasst – wer mitmachte, bekam eine Gratisprobe und 10 % Rabatt im Online-Shop.
Erlebnisse statt Verkaufsfläche: Was Pop-ups richtig macht
Vergessen wir den Satz “If you build it, they will come”. So einfach ist es nicht. Erfolgreiche Pop-up-Stores bieten ein Erlebnis. Sie erzählen eine Geschichte. Sie aktivieren Emotionen. Der britische Blumenlieferant Bloom & Wild bewies das bereits im letzten Jahr mit Pop-ups in London, Bristol und Edinburgh. Kunden konnten neue Blumenabos ausprobieren, bei floralen DIY-Aktionen mitmachen und Gewinne absahnen. Einige Bouquets wurden für symbolische 2 £ verkauft – der Rest war pure Markenmagie.
Ein Team aus Floristik-Expert:innen stand für Beratung zur Verfügung, und der gesamte Shop war als immersives Erlebnis konzipiert. Das Ergebnis: ein gesteigertes Kundenvertrauen, hohe Aufmerksamkeit in sozialen Medien und ein Wachstum im Abonnementservice von über 30 %.
Omnichannel: Die Zukunft liegt im Zusammenspiel
Der stationäre Handel ist nicht tot – aber allein kommt er nicht mehr weit. Der wahre Wettbewerbsvorteil liegt in der Verbindung von Online- und Offline-Kanälen: Omnichannel. Studien aus den USA belegen, dass Kund:innen, die über mehrere Kanäle hinweg angesprochen werden, bis zu 20 % mehr ausgeben.
Pop-up-Stores können die perfekte Bühne für diese Vernetzung sein. Integrierte QR-Codes, Echtzeit-Chats per Tablet mit zentralem Support oder Click-&-Collect-Funktionen machen aus einem temporären Shop ein leistungsfähiges, datengestütztes Vertriebsinstrument. Mitarbeitende müssen dabei wie klassische Kundendienstteams Zugriff auf CRM-Daten, Produktinformationen und Kommunikationsverläufe haben – idealerweise per Tablet oder Smartphone.
Daten sind der Schlüssel – wenn man sie richtig nutzt
Ein Pop-up ist kein Selbstzweck. Es ist eine Gelegenheit. Wer keine Strategie für die Datenerfassung und Folgekommunikation hat, verschenkt Potenzial. Besucher:innen, die einem Scan oder Newsletter-Abo zustimmen, können in gezielte Funnels überführt werden. Dort erhalten sie individuelle Angebote, Einladungen zu weiteren Events oder frühzeitigen Zugang zu limitierten Produkten.
Ein aktuelles Beispiel aus Hamburg: Ein Start-up für nachhaltige Sportbekleidung testete im Mai 2025 einen Pop-up-Store im Schanzenviertel. Durch clevere Datenerfassung über ein Gewinnspiel – zu gewinnen war ein Jahresabo für Laufbekleidung – konnte das Unternehmen innerhalb von vier Tagen 2.400 neue Kontakte generieren. In den Folgemonaten konvertierten über 30 % dieser Leads zu Erstkäufen, weitere 12 % meldeten sich für exklusive Previews neuer Kollektionen.
Fazit: Pop-up-Stores sind mehr als ein Trend
2025 zeigt klar: Pop-up-Stores sind kein Gimmick, sondern ein strategisches Werkzeug. Wer sie richtig plant, ins Omnichannel-Setup integriert und die Macht der Kundendaten klug nutzt, erschafft nicht nur Umsatz, sondern Beziehungen. Beziehungen, die in einem zunehmend umkämpften Markt Gold wert sind.
Ob Sie nun ein etabliertes Handelsunternehmen oder eine aufstrebende D2C-Marke sind – Pop-up-Stores bieten die Chance, Ihre Zielgruppe zu überraschen, zu aktivieren und langfristig zu binden. Denn was zählt, ist nicht nur, dass Ihre Marke sichtbar ist – sondern erlebbar.