Bluesky Social Media besser als X

X, vormals Twitter, ist nicht mehr das, was es einmal war. Seit der Übernahme durch Elon Musk hat sich der Ton verschärft, die Community verändert und das Vertrauen vieler Nutzer, darunter Journalist:innen und Unternehmen, ist ins Wanken geraten. Während viele Kommunikationsverantwortliche noch an ihren gewohnten Kanälen festhalten, hat sich mit Bluesky eine neue Plattform leise aber bestimmt etabliert. Brands wie der Fussballclub St. Pauli haben von X auf Bluesky gewechselt.

In diesem Artikel analysieren wir, warum Bluesky zur ernsthaften Alternative für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) wird – insbesondere im Bereich Public Relations. Wir zeigen, was Bluesky anders macht, wie sich die Plattform von X unterscheidet und wie KMU sie gezielt für Sichtbarkeit, Medienkontakte und Community-Building nutzen können.

Was ist Bluesky – und warum redet plötzlich jeder davon?

Bluesky wurde ursprünglich von Twitter selbst als Open-Source-Projekt gestartet, um ein dezentrales Protokoll für soziale Netzwerke zu entwickeln. Nach der Übernahme durch Musk wurde das Projekt ausgegliedert – mit einem klaren Ziel: eine Plattform zu schaffen, die unabhängig, nutzerzentriert und weniger anfällig für Machtkonzentration ist.

Bluesky basiert auf dem AT Protocol, das es Nutzern ermöglicht, ihre Identitäten mitzunehmen, Algorithmen zu wählen und ihre Feeds selbst zu gestalten. Damit steht Bluesky für etwas, das X zunehmend verloren hat: Transparenz, Kontrolle und Community.

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Für PR-Profis und Unternehmer:innen ergibt sich daraus eine neue Chance – vor allem, wenn sie sich frühzeitig positionieren.

Warum KMU Bluesky jetzt ernst nehmen sollten

1. Journalisten sind schon da – und bleiben aktiv

Viele Journalist:innen und Medienschaffende haben X verlassen oder nutzen es nur noch passiv. Ein grosser Teil ist auf Bluesky aktiv – und sucht nach echten Stimmen, spannenden Themen und neuen Perspektiven. Für KMU ergibt sich hier ein direkter Draht zu relevanten Multiplikatoren – fernab von Werbelärm und Trollen.

2. Early-Adopter-Vorteil für kleine Marken

Während grosse Konzerne noch zögern, können kleinere Unternehmen jetzt Präsenz aufbauen. Die Plattform ist übersichtlich, der Wettbewerb um Sichtbarkeit gering – ideal, um ein Netzwerk aufzubauen, das nicht durch Algorithmen oder Ads bestimmt wird.

3. Kontrolle über den eigenen Auftritt

Anders als bei X oder Meta können Nutzer auf Bluesky eigene Feeds kuratieren, Drittanbieter-Tools integrieren und die Plattform modular erweitern. Das öffnet Raum für kreatives Storytelling und direkte Interaktion ohne Gatekeeper.

Der Unterschied macht’s: Was Bluesky besser (oder anders) macht

1. Kein Algorithmus-Zwang

Während andere Plattformen vorgeben, was Nutzer sehen sollen, lässt Bluesky Wahlfreiheit. Nutzer entscheiden, welchen Feed sie nutzen – ob chronologisch, thematisch oder individuell angepasst. Für Unternehmen bedeutet das: Wer Relevanz liefert, wird gesehen.

2. Dezentralität als Strategie

Bluesky ist kein Konzernprodukt mit Profitzwang, sondern eine Infrastruktur. Identitäten, Inhalte und Communities sind nicht an einen Anbieter gebunden. Das macht Kommunikation unabhängiger – und langfristig vertrauenswürdiger.

3. Fokus auf Inhalte statt Performance Metrics

Likes, Retweets, Reichweite – all das tritt bei Bluesky in den Hintergrund. Es geht mehr um Substanz als um Zahlen. Genau darin liegt der Vorteil für Unternehmen, die mit Werten und Expertise punkten wollen.

So nutzen KMU Bluesky strategisch für PR

1. Positionierung als Stimme der Branche

Nutze Bluesky nicht als weiteren Werbekanal. Stattdessen: Zeige Haltung, teile Wissen, beteilige dich an Diskussionen. Wer seine Expertise kontinuierlich einbringt, wird als seriöser Akteur wahrgenommen – ganz ohne Paid Media.

2. Direkter Draht zur Presse

Recherchierende Journalist:innen sind auf Bluesky aktiv – oft auf der Suche nach Zitaten, Geschichten oder neuen Kontakten. Wer hier präsent ist und schnell reagiert, landet eher im Artikel als der PR-gesättigte Wettbewerber auf LinkedIn.

3. Thought Leadership statt Produkt-Pitch

Bluesky belohnt keine Werbung, sondern Inhalte. Teile Erfahrungswerte, Einsichten, Lessons Learned. Zeig dich als Mensch hinter dem Unternehmen – das schafft Nähe und Vertrauen, gerade in einer skeptisch gewordenen Medienwelt.

4. Dialog statt Monolog

Nichts ist tödlicher als Einbahnstraßen-Kommunikation. Nutze Bluesky für echte Gespräche. Reagiere auf andere Beiträge, stelle Fragen, teile weiter. So entsteht Sichtbarkeit durch Beziehung – nicht durch Reichweite.

Content-Strategie für Bluesky: Weniger ist mehr – aber besser

Viele KMU fragen sich, wie sie eine weitere Plattform überhaupt pflegen sollen. Die Antwort: Bluesky funktioniert nicht über Quantität. Drei Beiträge pro Woche, die Substanz haben, reichen oft aus. Die wichtigsten Content-Formate:

  • Kurze Statements zu Branchenthemen

  • Reaktionen auf aktuelle Ereignisse

  • Behind-the-Scenes-Einblicke

  • Reflexionen aus dem Unternehmensalltag

  • Zitate, Thesen, Fragen

Dabei immer im Blick: Der Mensch hinter der Marke. Bluesky ist eine dialogische Plattform. Wer als Unternehmen agiert wie ein Avatar, wird ignoriert.

Die technische Seite: Was KMU wissen müssen

Account-Erstellung:
Bluesky war lange invite-only, ist inzwischen aber öffentlich zugänglich. Der Einstieg ist unkompliziert, die Nutzeroberfläche intuitiv. Wichtig: Nutzername mit Wiedererkennungswert wählen (z. B. @firmenname.bsky.social).

Feed-Management:
Über Tools wie SkyFeed können Nutzer benutzerdefinierte Feeds erstellen oder bestehenden beitreten. Das hilft, gezielt Zielgruppen zu erreichen (z. B. Tech, Green Business, Handwerk, etc.).

Identität sichern:
Bluesky erlaubt es, eigene Domains zu verifizieren und als Nutzerkennung zu verwenden. So können KMU ihre Webadresse auch auf der Plattform nutzen – ein Vertrauenssignal.

Crossposting möglich:
Tools wie Zoho Social erlauben das automatische Posten zwischen Bluesky, Mastodon und mehr. So kann Bluesky nahtlos in bestehende Kommunikationsroutinen integriert werden.

Risiken und Herausforderungen – und wie man ihnen begegnet

1. Noch geringe Reichweite

Bluesky ist (noch) klein. Beiträge erreichen nicht Tausende – aber die richtigen. Gerade für KMU ist das ein Vorteil: Sie sprechen direkt mit Entscheidern und Experten – statt mit anonymen Massen.

2. Keine Ads, keine Promotions

Bluesky bietet keine Werbemöglichkeiten. Sichtbarkeit muss organisch entstehen – durch Qualität und Interaktion. Wer das versteht, kann sich abheben – ohne Budget.

3. Noch wenige Tools für Analyse

Kennzahlen und Dashboards sind rudimentär. Doch genau das zwingt Unternehmen dazu, Kommunikation nicht auf KPIs zu reduzieren, sondern auf Wirkung zu achten: Was löst Reaktionen aus? Wo entsteht echtes Gespräch?

Fallbeispiel: Ein KMU nutzt Bluesky erfolgreich

Ein mittelständisches Softwarehaus aus Deutschland nutzt Bluesky seit Anfang 2024. Der Geschäftsführer postet zweimal wöchentlich zu digitalen Trends, kommentiert Gesetzesänderungen im IT-Recht und zeigt die Unternehmenskultur – von Frühstücksrunden bis Hackathons.

Ergebnis: Zahlreiche neue Pressekontakte, zwei Fachartikelanfragen und eine wachsende Community aus IT-Fachkräften, mit denen aktiv rekrutiert wird – ganz ohne Werbung.

Fazit: Der richtige Zeitpunkt ist jetzt

Bluesky ist keine Hype-Plattform. Es ist der Beginn eines neuen Verständnisses von sozialem Internet – dialogisch, dezentral, nutzerzentriert. Für KMU, die langfristig Vertrauen aufbauen wollen, ist das ein Geschenk.

Wer früh dabei ist, kann Standards setzen, Kontakte festigen und sich sichtbar machen – jenseits von Werbebudgets, Algorithmen und toxischer Kommentarspalten.

Handlungsempfehlung für KMU

  • Eröffne noch heute einen Bluesky-Account mit deinem Unternehmensnamen

  • Beobachte die Plattform für 2–3 Wochen, um Tonalität und Themen zu verstehen

  • Teile erste Inhalte – authentisch, nützlich, dialogorientiert

  • Vernetze dich aktiv mit Branchenstimmen und Journalist:innen

  • Baue Bluesky in deine Kommunikationsstrategie als festen Kanal ein