Als Fortsetzung unserer Serie über verschiedene Preisstrategien und -methoden werfen wir in diesem Beitrag einen genaueren Blick auf Odd Even Pricing.
Diese Preisstrategie berücksichtigt die psychologische Wirkung von Zahlen auf das menschliche Gehirn und nutzt diese Macht, um die Preiswahrnehmung zu beeinflussen.
Sind Sie neugierig auf die anderen Strategien in dieser Preisserie? Am Ende des Beitrags finden Sie Links zu weiteren Beiträgen.
Was ist Odd Even Pricing?
Odd Even Pricing bedeutet so viel wie “ungerade-gerade Preisgestaltung” und bezieht sich auf eine Preismethode, die ähnlich funktioniert wie Charming Pricing.
Es handelt sich dabei um eine Form der psychologischen Preisgestaltung, bei der die zugrundeliegenden menschlichen Motivationen genutzt werden, um die Verbraucher zum Handeln zu bewegen. Sie nutzt im Grunde genommen den psychologischen Reiz der Zahlen, die in einem Preis angezeigt werden.
Was ist eine Preisgestaltung nach dem Odd Even Pricing-Prinzip?
Das “Ungerade” in ungeraden Preisen bezieht sich auf die ungerade Zahl am Ende eines Preises. Ungerade Preise verwenden in der Regel Endungen wie 0,99 CHF oder 0,95 CHF, um Besonderheit zu signalisieren.
Gerade Preise sind das genaue Gegenteil: Sie enden mit einer geraden Zahl oder einer Null. Ein Beispiel für einen geraden Preis wäre 20 CHF oder 1,50 CHF.
Beispiele für Odd Even Pricing
Grossartige Beispiele für ungerade Preise finden sich überall: Zum Beispiel an Tankstellen, beim Bäcker und in Modeläden.
Die besten Beispiele bieten uns jedoch die Late-Night-Infomercials.
Der Charme dieser Teleshopping-Werbespots liegt natürlich im gesamten Werbepaket, inklusive fachmännischer Darbietung. Aber eines der (vielen) Elemente, die diese Dauerwerbespots so wirkungsvoll machen, ist eine ungewöhnliche Preisgestaltung. Die Moderatoren präsentieren das Preisschema zusammen mit strategischer Bündelung (z.B. “günstiger im 3er-Pack”) und klassischer Verknappungstaktik (“nur noch 27 auf Lager”). Sie schaffen so einen unglaublich überzeugenden Grund, jetzt anzurufen und das entsprechende Produkt zu bestellen.
Gerade Preise sind bei weitem nicht so verbreitet wie ungerade Preise. Das bestätigen uns Statistiken. Laut einer Studie von 1997 lauteten die häufigsten Endziffern für einen Preis 9 und 5. Satte 90 % der untersuchten Preise benutzten eine der beiden Endziffern. Allein die Endung 9 dominierte 60 % des Datensatzes!
Gerade Preise sind hingegen selten zu finden.
Vor- und Nachteile psychologischer Preisgestaltung
Funktioniert die “ungerade” Preisgestaltung? Die Antwort lautet: “Ja.”
Auch, wenn es keinen wirklichen Unterschied zwischen 19,99 CHF und 20,00 CHF gibt, fühlen sich die beiden Preise sehr unterschiedlich an. 19,99 CHF erscheint uns günstiger und attraktiver.
Psychologische Preisstrategien haben jedoch ihre Vor- und Nachteile.
Der grösste Vorteil von ungeraden Preisen ist die Kontrolle, die Sie über Ihre Marke und die Preiswahrnehmung haben. Wenn Sie verstehen, wie sich verschiedene Zahlen für die Verbraucher “anfühlen”, können Sie einen besseren Marketing-Mix anwenden. Sie können die Macht dieser tief verwurzelten Gefühle nutzen, um die Art und Weise, wie die Menschen Ihre Produkte betrachten, subtil zu beeinflussen.
Diese Macht ist jedoch auch der grösste Nachteil. Wenn Sie nicht verstehen, wie eine Preisstrategie nach dem Odd Even Pricing-Prinzip funktioniert, können Sie Ihrer Marke ungewollt schaden.
Wie man eine Strategie für Odd Even Pricing entwickelt
Wie können Sie Odd Even Pricing jetzt tatsächlich zu Ihrem Vorteil nutzen? Hier sind einige Ideen.
Gerade Preise verwenden, aber ungerade Rabatte gewähren
Wenn Sie möchten, dass sich Ihr Angebot wie ein Rabatt anfühlt, ist es eine gute Strategie, das Produkt zu einem geraden Preis zu präsentieren und dann einen Rabatt zu gewähren, der zu einem ungeraden Preis führt.
Ein Beispiel hierfür wäre, ein Hemd zum Preis von 16 CHF auf 14,99 CHF zu reduzieren.
Unvergessliche Preise schaffen
Die Verbraucher sind an Preise gewöhnt, die auf 9 und 5 enden.
Wenn Sie möchten, dass Ihr Preis hervorsticht, versuchen Sie, ihn mit einem weniger häufig verwendeten ungewöhnlichen Preis zu bewerben. Anstatt beispielsweise eine Lampe für 25,99 CHF anzubieten, versuchen Sie, sie für 23,99 CHF zu verkaufen. Diese Zahl springt den Käufern sofort ins Auge und erregt Aufmerksamkeit.
Odd Even Pricing und Luxusmarken
Wenn Sie ein Luxuseinzelhändler sind, sollten Sie gerade statt ungerade Preise verwenden. Das trifft besonders auf neue Artikel zu, die viel Aufmerksamkeit erregen und die Wahrnehmung Ihrer Marke fördern.
Da ungerade Preise so beliebt sind, setzen die Verbraucher diese psychologischen Zahlen oft mit Verkäufen gleich. Aus diesem Grund meiden viele Luxuseinzelhändler ungerade Preise und entscheiden sich für “ganze” gerade Preise.
Was sind die besten Zahlen für die Preisgestaltung?
Bei der Entscheidung zwischen gerader und ungerader Preisgestaltung ist die Antwort enttäuschend einfach: Sie hängt von Ihren geschäftlichen Zielen ab. Die ungerade Preisgestaltung gilt als recht effektiver Ansatz für die Preisgestaltung. Aber Sie werden die Vorteile dieser Strategie nur dann nutzen können, wenn Sie sie auf Ihre geschäftlichen Ziele abstimmen.
Wenn Sie als Luxusanbieter wahrgenommen werden wollen, werden Sie wahrscheinlich gerade Preise verwenden wollen. Diese gerundeten Zahlen geben dem Preis ein Gefühl von “Ganzheitlichkeit”.
Für die meisten Einzelhändler ist jedoch eine ungerade Preisstrategie am sinnvollsten. Die Verbraucher sind so sehr an ungerade Zahlen gewöhnt, dass gerade Zahlen als zu teuer empfunden werden können.
Recherchieren Sie, was Ihre Konkurrenten tun. Und entscheiden Sie dann, ob Ihre Preise Ihren Zielen entsprechen.
Interessiert Sie auch, was Penetration Pricing und Charming Pricing ist?
Dann lesen Sie hier mehr über Penetration Pricing und hier, wie Sie Charm Pricing einsetzen.
Viel Spaß beim Lesen!